Excerpt from Pessimistische Strömungen im Judentum (bis zum Abschluss des Talmuds): Ein Beitrag zur Geschichte des Pessimismus; Inaugural-Dissertation
Der Pessimismus, sei er, wie seine Gegner be haupten, eine Missgeburt sentimental veranlagter Indi viduen, oder, wie seine Anhänger haben wollen, die höchste Wahrheit und sicherste Erkenntnis der objektiven Beurteilung und des tiefem Eindringens in das wahre Wesen des Welt ganzen, ist keineswegs ein Kind der ersten und ein Liebling der zweiten Hälfte des neunzehnten J abr hunderts, sondern vielmehr ebenso alt wie das Menschen geschlecht selbst. Seit Menschen existieren, seit die reflektierende Vernunft für das Rätsel des Kosmos eine Lösung zu suchen begann, seit Fragen nach dem Was und Wozu dem Menschengeist sich aufdrängten, seit dem war die Betrachtung des nicht hinwegzudisputierenden Uebele im Leben wie in der Natur die tiefste Quelle, aus der die verschiedenartigstenklagen, in dichterischer wie nicht dichterischer Form, über das Elend und Leid des Menschengeschlechts auftauchten, und wie eine düstere Wolke ziehen sie sich am heitern Himmel des geschichtlichen Geisteslebens der Menschheit hindurch; selbst durch alle Freude, Schönheit und Herrlichkeit des hellenischen Lebens sind Spuren ihrer zu entdecken. 1)
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